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Biographischer Abriß |
Johann Peter Uz wurde am 3. Oktober 1720 in Ansbach als Sohn
des früh verstorbenen Goldschmieds Friedrich August Uz und
der aus einer Schwabacher Goldschmiedefamilie stammenden
Elisabeth Reisenleiter geboren. Er besuchte das Ansbacher
Gymnasium Carolinum illustre, um dann in den Jahren 1739 bis 1743
in Halle Jurisprudenz zu studieren. Die Fortsetzung des Studiums
in Leipzig brach er nach einem Semester ab. Der Anlaß war,
wie er in einem Brief an den Hallenser Studienfreund Gleim vom
21. August 1743 schrieb, der "gemessene Befehl" seiner
Mutter, die fürchtete, er könne "so elend [...]
als Günther" enden. Noch im selben Monat kehrte er in
seine Heimatstadt Ansbach zurück, um von nun an sein Leben
im Elternhaus mit der Mutter (sie starb 1779) und der Schwester
in Bescheidenheit und Mäßigung zu verbringen.
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Die literarische Bildung UzensUz lebte, wie seine Schwester Esther Sophia am 15.4.1797 an Gleim schrieb, "zu seinem stillen Vergnügen in Erholungsstunden" den Büchern, für deren Anschaffung er eine feste Summe eingeplant hatte. Er hinterließ bei seinem Tod eine Büchersammlung von 4906 Titeln, über die ein Verzeichnis unterrichtet, das die Schwester anfertigen ließ, um die Sammlung verkaufen zu können. Auch hierüber berichtete sie an Gleim, der wegen der von ihm erwarteten Übereinstimmung seiner Bibliothek mit der des Freundes und wegen der zu erwartenden hohen Transportkosten davon absah, die Bücher seines Freundes in seine Bibliothek zu übernehmen. Neben über 900 juridischen Arbeiten befanden sich in der Bibliothek Ausgaben, Texte und Übersetzungen griechischer und lateinischer sowie italienischer, spanischer, französischer, englischer und, im gleichen Umfang, deutscher Dichter, Romanciers und Satirenschreiber. Darüber hinaus waren Bücher zur Geschichte, Philosophie, Theologie, Literaturgeschichte, Philologie und Epistolographie in erheblichem Umfang enthalten. Allein 210 Bände und Sammelschriften sind dem Bereich der "Schönen Wissenschaften" zuzuordnen, also Rhetorik, Poetik, Verslehre sowie Ästhetik, wobei die Werke vom Altertum bis in die gesamte frühe Neuzeit reichten. Uz ist mit seinem großen ästhetisch-theoretischen und poetologischen Interesse unter den Anakreontikern eine Ausnahmeerscheinung, auch wenn er selbst keine Publikation z.B. zur "Ars poetica" der Zärtlichkeit, also eine Poetik der Anakreontik, verfassen wollte. Das Interesse weist aber auf seine Hallenser Studienzeit, in der er große Anregungen durch den damals dort lehrenden Alexander Gottlieb Baumgarten und dessen Schüler Georg Friedrich Meier erhielt. Deren philosophische Vorlesungen haben Gleim, Götz, Ru dnick und Uz gehört. Sie haben sich vor allem mit den Schriften zur "Kunstkritik" eingehend auseinander gesetzt. Insbesondere sind hier Meiers "Gedancken von Schertzen" (1744) und Baumgartens erster Entwurf einer Ästhetik in den "Meditationes philosophicae de nonnullis ad poema pertinentibus" (1735) zu nennen. Die Schriften beschäftigen sich mit dem Problem der Erkenntnis und versuchen, die "cognitio sensitiva", die 'sinnliche Erkenntnis', als eine eigenständige Instanz der Erkenntnis zu beschreiben und zu begründen. Zugleich wird damit "Sinnlichkeit" zum Thema und zum Kriterium der Künste im Sinne der von Baumgarten erörterten Kategorie der "ubertas aesthetica". An diese Begründung der Kunst durch die Hallenser Philosophen knüpfte der Freundeskreis um Gleim und Uz auf allen Ebenen ihrer Poesie an, wie nicht zuletzt die Lyrik der ersten Schaffensphase Uzens bezeugt. |
Das literarische WerkIn einer Replik, in der Uz auf die zeitgenössische Kritik an seinen frühen Gedichten reagiert, hat Uz den thematischen Kern und die formgeschichtliche Eigenart seiner Gedichte angedeutet: "Es gibt Leute genug, die nicht leiden können, daß man von Mädgen, Busen und Küssen singt. Diese mögen es mit der lyrischen Dichtkunst ausmachen. Sie legen dem Dichter zur Last, was eine Schuld der ganzen Dichtart und aller guten Dichter dieser Art ist" (an Gleim, 12.3.1756). In wechselseitiger Bestimmung durchdringen sich demnach thematische Aspekte der erotischen Dichtung und Formzüge der musa iocosa bezeichnenderweise in der von der historischen und zeitgenössischen Poetik vernachlässigten lyrischen Dichtkunst. Das zeigt auf anschauliche Weise besonders das Erstlingswerk "Lyrische Gedichte" (Berlin 1749) - ein schmales Bändchen, das Uz auf Drängen Gleims und unter kritischer Anteilnahme Ramlers und Christian Nikolaus Naumanns nach sorgfältiger Bearbeitung der Texte anonym herauskommen ließ. Programmatisch eröffnet dabei "Die lyrische Muse" (1742), eine "Ode über die Ode" (wie Uz an Gleim am 29. März 1746 schrieb), die Sammlung und nimmt Thema und Tonfall der folgenden achtundzwanzig Gedichte vorweg: Denn nur von Lust erklingt mein Saitenspiel, Wenn dann ab der zweiten, erheblich vermehrten Ausgabe ("Lyrische und andere Gedichte", Ansbach 1755) "Lobgesang des Frühlings" (1742) die erste Stelle einnimmt, ist dieser Austausch keineswegs weniger programmatisch: Die Ode will eine poetische Hommage an Gleim sein, den "deutschen Anakreon" (z.B. am 3. Juli 1747 an Gleim). Darin werden Traditionen sichtbar, aus denen Uz das Selbstverständnis seiner dichterischen Existenz motiviert: aus den Traditionen der Anakreonteen, der bukolischen Dichtung, der Kunstwelt des Horaz, der Poésie fugitive Chaulieus, Chapelles, Gressets usw. Immer war dabei das Interesse an dem Bild einer Kuß-, Trink-, Scherz-, Sing-, Tanz-, Lese-, Geselligkeitskultur, also einer Kultur der Sinnlichkeit, leitend, die in der von den Anakreontikern selbst so genannten Gestalt der "Tändelei" und "Kleinigkeit" ihre angemessene Form finden mußte. Uz wurde mit diesen Dichtungen ohne sein Zutun in innerliterarische Auseinandersetzungen der Zeit hineingezogen, an der sich die Zürcher Schule um Bodmer, der Kreis um den Leipziger Kunstrichter Gottsched und auch Christoph Martin Wieland beteiligten. Zugleich geriet er mit Überzeugungen des Pietismus in Konflikt, vor allem der Adiaphora-Lehre, nach der dem Menschen nur das zu tun erlaubt ist, von dem in der Bibel der Gebrauch schon belegt ist. Während der Streit um seine Werke noch andauerte, dominierte bei ihm ab 1753 mehr und mehr die, wie er selbst sagte, "ernsthafte" weltliche und geistliche Dichtung (etwa das noch von Herder gerühmte und von Schiller zum Anlaß poetischen Wetteifers genommene Lehrgedicht "Theodicee" von 1753 oder "Das Erdbeben" und "Demüthigung vor Gott" von 1768). Das können vor allem das fünfte und sechste Buch der erweiterten Ausgaben illustrieren, die 1768 und 1772 in Leipzig erschienen. 1773 bis 1775 publizierte Uz noch eine zusammen mit den Ansbachern Degen, einem Lehrer des Carolinum, und Junkheim, einem Theologen und Mitglied des Konsistoriums, verfertigte Prosaübersetzung des Horaz in drei Teilen, Ende der 70er Jahre war er "auf Landesfürstlichen Befehl" Mitarbeiter an dem zeitgenössisch als äußerst gelungen geltenden "Neuen Anspachischen Gesangbuch" (1781). Aus Briefen kann man erschließen, daß er seine eigentliche dichterische Produktion schon um 1765 eingestellt hat - und zwar in dem vollen Bewußtsein, daß er sich, so gegenüber Gleim am 27. Februar 1782, als Schriftsteller "überlebt" habe. Sein Ansehen allerdings war so groß, daß sein Werk bis ins 19. Jahrhundert hinein im Gedächtnis blieb. Ein Beispiel für dieses Nachleben sind die Vertonungen einiger seiner Gedichte durch Franz Schubert. Die Bibliothek des Johann Peter Uz hat sich nicht erhalten. Sein Wohnhaus in Ansbach ist bekannt und es befindet sich in der schon zu Beginn des 19. Jahrunderts nach ihm benannten Uzstraße. Auch sein Grabmal auf dem zur Ansbacher Stadtkirche gehörenden Johannis-Friedhof ist erhalten. Schließlich haben ihm Bürger der Stadt Ansbach im 19. Jahrhundert eine Erinnerungssäule im Hofgarten errichtet. Sie steht in unmittelbarer Nähe zu jener Stelle, an der Kaspar Hauser niedergestochen wurde. |
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Ein Projekt am Institut für Germanistik der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, realisiert von PD Dr. Ernst Rohmer |
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erstellt von Ernst Rohmer.
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